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Wie zuverlässig ist Künstliche Intelligenz bei medizinischen Diagnosen?

  • katharinalehner07
  • 10. Sept.
  • 3 Min. Lesezeit

Warum gewinnt Künstliche Intelligenz in der Klinik zunehmend an Bedeutung?


Die Gesundheitsbranche steht vor einem Paradigmenwechsel. Mit dem exponentiellen Anstieg medizinischer Daten zusätzlich zum Fachkräftemangel geraten Ärztinnen und Ärzte zunehmend an ihre Belastungsgrenzen. Kein Mensch ist in der Lage, simultan Millionen von Datenpunkten kontextsensitiv in Echtzeit zu analysieren.


Künstliche Intelligenz (KI) bietet hier einen klaren Vorteil: Sie kann Muster schneller erkennen, Anomalien besser einordnen und medizinisches Fachpersonal effizient entlasten. Besonders in der diagnostischen Unterstützung und Risikobewertung, in der medizinischen Dokumentation und in bildgebenden Verfahren zeigt KI bereits heute messbare Erfolge.


Arzt mit Krankenakte

Wie präzise sind KI-Diagnosen im klinischen Alltag?


In verschiedenen medizinischen Bereichen zeigt KI bereits beeindruckende Resultate. Studien belegen, dass KI-gestützte Systeme bei der Bildanalyse (z. B. Radiologie, Dermatologie, Pathologie oder auch Augenheilkunde) eine gleichwertige oder teils höhere Diagnosetrefferquote im Vergleich zu erfahrenen Fachkräften erreichen können.


Trotz hoher Genauigkeit bleibt die klinische Anwendung derzeit noch begrenzt – aufgrund von regulatorischen Hürden, mangelnden Standards, ethischen Fragestellungen und Unsicherheiten bezüglich der haftungsrechtlichen Verantwortung.


Mensch und Maschine: Wer trifft die finale Entscheidung?


KI kann die ärztliche Entscheidungsfindung objektivieren – durch strukturierte Risikoanalysen, Vorhersagemodelle und Frühwarnsysteme. Doch die finale Diagnose und Therapieentscheidung bleibt beim Menschen. Der behandelnde Arzt oder die Ärztin ist und bleibt die letzte Instanz, vor allem bei komplexen Fällen, ethischen Dilemma-Situationen oder individuellen Patientenbedürfnissen.


Anwendungsbeispiele für künstliche Intelligenz in der Medizin


1. Dragon Medical One: Sprachgesteuerte klinische Dokumentation

Die Spracherkennungslösung Dragon Medical One (Nuance / Microsoft) wird zur sprachgesteuerten medizinischen Dokumentation eingesetzt. Anstatt Klicken und Tippen können medizinische Informationen nur mit Hilfe der Stimme erfasst werden. Praktische Sprachbefehle und individuelle Autotexte helfen zusätzlich, Arbeitsabläufe zu optimieren.

Vorteile:

  • Deutlich reduzierte Schreibzeit

  • Verbesserte Dokumentationsqualität

  • Entlastung des Klinikpersonals


2. Corti Assistant – KI für Arzt-Patienten-Gespräche

Das dänische HealthTech-Unternehmen Corti hat einen KI-basierten Sprachassistenten entwickelt, der in realen Notrufen Muster in Stimmlage, Atemfrequenz, Wortwahl oder Hintergrundgeräuschen analysiert. Die KI gibt dabei in Echtzeit Hinweise auf potenzielle medizinische Notfälle wie Herzinfarkt oder Schlaganfall – noch während der Notruf läuft.

Neuere Versionen verarbeiten alle Arten von Arzt-Patienten-Gesprächen. Corti Assistant ist ein KI-gestützter medizinischer Assistent, der medizinisches Fachpersonal durch automatische Transkription und Dokumentation von Patientengesprächen in Echtzeit

unterstützt. Dies reduziert den administrativen Aufwand und ermöglicht Ärzten und

Pflegekräften, sich stärker auf Patienten zu konzentrieren.


Vertrauen in Künstliche Intelligenz: Wie reagieren Patienten?


Vertrauen in KI ist ein entscheidender Erfolgsfaktor. Laut der Bertelsmann Stiftung zeigen Patient:innen eine hohe Bereitschaft, medizinische KI-Systeme zu akzeptieren – wenn menschliche Ärzt:innen eingebunden bleiben und die Entscheidung nachvollziehbar, transparent und erklärbar ist.


KI-Tools können helfen, durch klare Handlungsempfehlungen die Kommunikation in Notfallsituationen zu verbessern. Gleichzeitig erhöhen Systeme wie Dragon Medical One die Transparenz durch nachvollziehbare und strukturierte Aktenführung – was wiederum Patientenvertrauen stärkt.


Wohin geht die Reise? Die Zukunft ist hybrid: Klinikteams mit KI-Unterstützung


Die Zukunft der medizinischen Diagnostik ist hybrid: Mensch und Maschine arbeiten kollaborativ. KI wird dabei nicht zum Ersatz, sondern zum unverzichtbaren Sicht- und Denkwerkzeug im Klinikalltag:

  • Schnellere Entscheidungen

  • Höhere Diagnosesicherheit

  • Geringere Fehlerraten

  • Mehr Zeit für den Patienten


Entscheidend ist ein verantwortungsvoller Einsatz - mit klaren Rahmenbedingungen, verlässlichem Datenschutz, Schulung des Fachpersonals und Integration in bestehende Workflows.


Fazit: Medizinische KI – Präzision trifft Menschlichkeit


In manchen Nischenbereichen, z.B. in der Radiologie, Dermatologie oder Pathologie, gibt es bereits jetzt hochspezialisierte Systeme. Sie können aber keine ganzheitliche ärztliche Bewertung oder differenzierte Patientenkommunikation ersetzen.


Künstliche Intelligenz wird die medizinische Versorgung auf ein neues Qualitätslevel heben – vorausgesetzt sie wird verantwortungsbewusst eingesetzt.

  • Für IT-Entscheider bedeutet das: Strukturen schaffen, rechtliche Rahmenbedingungen beachten, Datenqualität sichern und Anwendungen sorgfältig evaluieren.

  • Für Ärzt:innen heißt es: Offenheit gegenüber neuen Technologien, Schulung im Umgang mit KI-Systemen und die Bereitschaft zur interdisziplinären Zusammenarbeit.


Die beste Künstliche Intelligenz bleibt irrelevant, wenn sie das Wichtigste nicht ermöglicht: mehr Zeit für echte Menschlichkeit im Gesundheitswesen.



 
 
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